Kauf des evangelischen Gemeindehauses – Bürgerentscheid 13. Juni 2021

Risiko: ★☆☆☆ Chance: ★★★★

Der Ortsverband der Freien Demokraten Appenheim (FDP), und die Ratsfraktion, sprechen sich nach einer basisdemokratischen Urabstimmung, mit nur einer Gegenstimme, für den Kauf des evangelischen Gemeindehauses aus!

Appenheimer Gemeindehaus
Appenheimer Gemeindehaus 2021 © Sascha Gres

Risiko

Das Entwicklungspotential dieses zentral gelegenen Gebäudes, mit seinen breiten Nutzungsmöglichkeiten erkannten die Mitglieder des Bauausschusses bereits vor einigen Jahren. In der Folge daraus entstand eine Vorkaufssatzung, welche das Gemeindehaus einschließt und vom Gemeinderat beschlossen wurde.

Bei der Aufstellung des Haushaltes 2021 wurde ein Betrag für den Kauf des Gebäudes eingeplant, der den reinen Kaufpreis abdeckt. Der Haushalt der Gemeinde Appenheim ist gesetzeskonform. Die Gemeinde hat keine laufenden Investitionskredite und muß für den Erwerb des Gemeindehauses auch keine Investitionskredite tätigen. Die laufenden Kosten kann die Gemeinde aus den regelmäßigen Einnahmen problemlos bestreiten.

Der Zustand des Gebäudes, davon konnten sich die Ratsmitglieder bei einem Ortstermin überzeugen, ist gepflegt. Es gibt keinen offensichtlichen Reparaturstau. Bekannt ist, dass im Dachstuhl ein Balken erneuert werden muß und dass die Heizung sehr alt ist, aber noch funktioniert. Es sind kurzfristig keine umfangreichen Reparaturen zu erwarten.

Der Wert dieses Gebäudes wird aller Wahrscheinlichkeit über die nächsten Jahre und Jahrzehnte weiter steigen. Selbst wenn sich all die folgenden Chancen nicht zum Vorteil der Gemeinde und ihrer Bürger entwickeln, besteht nur ein sehr geringes Risiko eines Kapitalverlustes, sollte das Gebäude dann doch verkauft werden müssen.

Chancen

Nach der Betrachtung des Risikos möchten wir für den Erwerb des evangelischen Gemeindehauses mit Chancen werben. Wir möchten Möglichkeiten aufzeigen, die sich den Bürgern und der Gemeinde bieten. Mit dem Kauf sehen wir sowohl die Entwicklung als auch die Erfüllung von Aufgaben der Ortsgemeinde auf einem breiteren Fundament.

Durch das „Gute-KiTa-Gesetz“ haben sich die Richtlinien zur Förderung, und damit die finanziellen Möglichkeiten des Ausbaus des vorhandenen Kindergartens, stark verändert. Mit dem Erwerb des Gemeindehauses steht ein Objekt zur Verfügung, welches während der Umbauphase des aktuellen Kindergartens seine Tauglichkeit als Kindertagesstätte bewiesen hat. Natürlich ist es nicht unproblematisch, Kindergärten zu teilen. Das Team der KiTa Rebenzwerge hat dennoch einen umfangreichen Katalog an Ideen und Maßnahmen erstellt, wie sie die Räumlichkeiten des Gemeindehauses nutzen möchten. Dies unterstützen wir! Mit einem neuen und großen Neubaugebiet werden die Anforderungen an die Gemeinde im Bereich der Kinderbetreuung weiter steigen. Weitere Plätze und inhaltliche Angebote können erschaffen, und damit die frühkindliche Bildung im Ort weiter verbessert werden. Dafür werben wir!

Nicht in Konkurrenz zur Begegnungsstätte, sondern als Ergänzung, können die Räumlichkeiten von VereinenInteressensgruppenUnternehmen und Bürgern in unterschiedlichster Art und Weise genutzt werden. Ob das stilvolle Ambiente, innen wie außen, in Zukunft dem Standesamt als Hochzeitszimmer dienen kann? Die Anfrage einer Fahrschule, die Räumlichkeiten mieten möchte, liegt schon vor. Ein runder Geburtstag, die Taufe, die Konfirmations- oder Kommunionsfeier oder auch eine Trauerfeier kann im alten Gemeindehaus stattfinden. Andere Aktivitäten wie Yoga, eine KrabbelgruppeTheater oder Gesangsaufführungen bieten sich in den Räumlichkeiten an.

Im Zuge der Covid-19 Pandemie haben sich für viele Menschen die Realitäten in Bezug auf den Ort, an dem sie ihre Arbeit erbringen, verändert. Arbeiten von zu Hause ist zur Normalität geworden. Diese Flexibilisierung von Arbeitsorten und -zeit wird erhalten bleiben, denn für viele Arbeitnehmer, wie auch für viele Unternehmen, haben sich nach dem Sprung ins kalte Wasser deutliche Vorteile ergeben. Nicht aber für alle Arbeitnehmer ist dieser Zustand dauerhaft haltbar. Oft fehlt es an Platz, Ergonomie oder auch nur an der Möglichkeit, ablenkungsfrei arbeiten zu können. Täglich nach Frankfurt zu pendeln erscheint jedoch ebenfalls nicht mehr zeitgemäß. Die Alternative bieten sogenannte Co-Working Spaces (Mietbüros). In Städten sind sie schon lange existent und finden regen Anklang. Im ländlichen Raum werden wir sie sicher nicht so stark frequentiert finden, aber wenn das Angebot vorhanden ist, besteht Hoffnung, dass sich daraus auch Nachfrage entwickelt. Im kleinem Umfang und als weiterer Baustein zur Nutzung des Gebäudes sowie zur Erweiterung des Angebotes im Ort.

BilderbuchkinoLeseförderungBüchereiführerscheinMärchenpfad und auch nicht zuletzt die Buchausleihe für Jung und Alt finden aktuell im Gemeindehaus statt. Mit dem Verkauf des Gemeindehauses in private Hände würde auch dieser letzte Raum für die Gemeindebücherei und damit das gesamte Angebot entfallen. Schon seit mehr als 2 Jahren kämpft das Team der Bücherei für den Erhalt der Bücherei. Bislang blieb die Suche nach einer neuen Bleibe jedoch erfolglos. Die evangelische Kirche kann die Bücherei nicht mehr beherbergen. Das Bestreben, sie unter einer neuen Trägerschaft weiter zu führen, ist groß. Der Erhalt dieses Angebots erscheint gerade in Bezug auf die frühkindliche Bildung, im Bereich der Lese- und Sprachförderung, unverzichtbar. Die seit vielen Jahren bestehende und sehr erfolgreiche Kooperation mit der Grundschule Welzbachtal und der KiTa Rebenzwerge darf nicht gefährdet werden. Die Möglichkeit im Ort, zu Fuß, Bücher ausleihen zu können, sowie die soziokulturelle Komponente darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. Die Nutzung durch die Bücherei ist ein weiteres Argument für den Erhalt und Baustein für die Nutzungsmöglichkeiten des Gemeindehauses.

Welche Aufgaben und Anforderungen die Zukunft auch immer an die Ortsgemeinde stellen mag, können wir nicht vorausahnen. Im Hinblick auf die mannigfaltigen Möglichkeiten erscheint der Rückkauf des evangelischen Gemeindehauses als Chance viele Aufgaben auch in der Zukunft bewältigen zu können. Daher bitten wir beim Bürgerentscheid um Ihre Stimme für den Erwerb.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Müller-Heidelberg
Fraktionsvorsitzender – FDP Gemeinderatsfraktion Appenheim

Die Zukunft hat viele Namen: Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte, für die Tapferen ist sie die Chance.“ [Victor Hugo]